Eine Taufe, eine feierliche Namensgebung, das wiederfährt einer Brücke nur in seltenen Fällen. Die neue Eisenbahnüberführung über das Gessental ist so ein Fall, denn sie hat eine besondere Bestimmung. Deshalb erhielt sie am 20. Mai 2005 ihren Namen. An der Namenssuche beteiligten sich die Bürger von Ronneburg. Viele Vorschläge erreichten Manfred Böhme, Bürgermeister der Stadt Ronneburg. Eindeutiger Favorit war der Name "Gessentalbrücke", der nun der Namensgeber für dieses Bauwerk ist.
Zünftig mit einer großen Flasche Sekt überprüften heute die Stabilität der Brücke: Martina Schweinsburg, Landrätin des Landkreises Greiz und Stellv. Aufsichtsratsvorsitzende der Bundesgartenschau Gera und Ronneburg 2007 GmbH, Manfred Böhme, Bürgermeister der Stadt Ronneburg Roland Lübtow, Leiter Anlagenmanagement Halle/Erfurt der DB Netz AG Südost, Friedmar Müller, Leiter des Amtes für Landentwicklung und Flurneuordnung Gera, Dr. Ernst-Hermann Kubitz, Geschäftsführer der Bundesgartenschau Gera und Ronneburg 2007 GmbH
Am 24. August 2004 war die 585 Tonnen schwere vormontierte Brücke in einer spektakulären Montageaktion komplett auf Gleitbahnen in die Gleisachse gezogen worden. Noch war ihr eigentlicher Zweck nicht zu erkennen. Jetzt ist der, an seiner Krone 38 Meter breite Bahndamm in Form einer Kerbe bis auf die etwa 20 Meter tiefe Talsohle ausgehoben. Die anfallenden 78.000 Kubikmeter Erdmassen wurden in den benachbarten Tagebau Lichtenberg eingebracht .
Zuvor war die Sicht- und Klimaverbindung von Ronneburg in das Gessental durch einen 1964 als Umfahrung des Wismutgeländes errichteten Bahndamm der Mitte-Deutschland-Verbindung, Streckenabschnitt Gera-Ronneburg, versperrt.
Jetzt ist der Bahndamm mit dieser Brücke überspannt und damit der Blick in das Gessental wieder möglich. Dem Besucher bietet sich ein ungehinderter Blick zwischen der Stadt Ronneburg bzw. dem Schloss Ronneburg und der hier entstehenden "Neue Landschaft Ronneburg". Die Gessentalbrücke überspannt den Einschnitt im Bahndamm als architektonisch ansprechendes Bauwerk und fügt sich in die Gesamtkonzeption ein.
Die moderne stählerne Stabbogenbrücke ist 78 Meter lang und 7,80 Meter breit. Die eingleisige Fahrbahn der Bahn hängt mit zwanzig parallel angeordneten Stäben an alles überspannenden Stahlbögen, die mit 15,20 Metern den höchsten Punkt des Bauwerks markieren. Die Brücke ruht auf soliden Widerlagern, unter denen bis in eine Tiefe von 28 Metern 36 sogenannte Bohrpfähle eingebracht wurden. Die Konstruktion ist nicht nur formschön, sie weist außerdem eine technische Besonderheit auf. Ein auf der gesamten Länge unterhalb der Brücke installierter Steuerstab überträgt die Kräfte, die bei der Ausdehnung der Brücke bei verschiedenen Temperaturen entstehen, über Gelenke gleichmäßig auf beide Auflagepunkte. Das Bauwerk wurde von Juni 2004 bis Mai 2005 von der DB ProjektBau GmbH, Niederlassung Südost errichtet.
Die Brücke über das Gessental ist Bestandteil der Bundesgartenschau 2007 in Thüringen. Gastgeber der Schau sind die Städte Gera und Ronneburg sowie der Landkreis Greiz. Beide Städte werden durch das Gessental verbunden. |