Es gibt nur wenige Ost-Thüringer, die es als Hauptfigur einer Wiener Operette zu internationalem Ruhm gebracht haben. Balduin Graf Zedlau, Gesandter des Duodezfürstentums Reuss-Schleiz-Greiz beim Wiener Kongress 1825 und Held der unvergesslichen Operette "Wiener Blut" ist vielleicht sogar der Einzige. Dass den Lebemann die Damenwelt weitaus mehr interessiert als der Kabinettstisch, sorgt allerdings immer wieder für allerlei Verwicklungen. Kein Grund für Theater&Philharmonie Thüringen, das Werk am 8. Juli nicht in Gera auf die Bühne zu bringen.
Denn "Wiener Blut" ist ein interessantes, ungewöhnliches, bittersüßes Gemisch, ein lebensspendendes Elixier für jeden und für den Operettenliebhaber im Besonderen. Auch wenn das Werk streng genommen gar nicht von Johann Strauß ist. Die Melodien stammen zwar vom großen Johann, sind aber nicht für diese Operette geschrieben. Sie entstanden zu den unterschiedlichsten Anlässen, zu unterschiedlichsten Zeitpunkten. Im Jahre 1898 trat Franz Jauner, der Direktor des Wiener Carltheaters, mit der Bitte um eine neue Operette an den Komponisten heran. Der 73-Jährige fühlte sich zu krank, um ein so großes Werk fertig stellen zu können. Unter seinen 479 Kompositionen befanden sich aber etliche Walzer, Polkas etc., die er teilweise schon in seinen Jugendjahren geschaffen hatte und für eine neue Operette gerne zur Verfügung stellen wollte. Es entstand ein vom Schicksal geführtes Konzept, wobei das Operettenlibretto - von den erfahrenen Victor Leon und Leo Stein verfasst wurde und die von Strauß übermittelten Musiknummern von Adolf Müller, dem Kapellmeister des Theaters an der Wien, für die Bühne bearbeitet wurden. So fügte sich die Musik zur Operette "Wiener Blut" schließlich zu einem völlig neuen Kontext, zu einem neuen Ganzen zusammen.
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