Die BUGA 2007 stellt ein Novum in der Geschichte der deutschen Gartenschauen dar. Erstmalig in der über 50jährigen Geschichte von Bundesgartenschauen findet die Veranstaltung als interkommunale Gartenschau unter Beteiligung von drei Gebietskörperschaften an zwei räumlich getrennten, markanten Standorten statt: in Gera und in der vom Uranerzbergbau in besonderer Weise betroffenen Region um Ronneburg. Die beiden Teilgelände sind thematisch unterschiedlich gestaltet und durch eine Achse miteinander verbunden. Aus dieser Konstellation ergeben sich besondere Herausforderungen für die Umsetzung der Planungskonzepte und die Durchführung der Veranstaltung. Die Umgestaltung des Landschaftsraumes um Ronneburg war schließlich der Hauptgrund dafür, dass die BUGA 2007 in diese Region vergeben wurde.
Die übergeordnete Thematik der BUGA ist die beispielhafte Präsentation der zentralen Herausforderungen im Strukturwandel der jungen Bundesländer. Dies geschieht hier im Kontext mit den Leistungen „Aufbau Ost" im dann 18. Jahr der Wiedervereinigung Deutschlands. Mit dem Konzept der parallelen Präsentation einer Stadt im Wandel einerseits (Gera) und einer Bergbaufolgelandschaft andererseits (Ronneburg) wird dieses beispielhaft dokumentiert.
Alle im Zusammenhang mit der BUGA 2007 getätigten Investitionen sind auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Es geht der Thüringer Landesregierung dabei darum, dass die richtige Balance zwischen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Belangen gefunden wird. Sie unterstützt daher die Vorbereitung und Durchführung der BUGA 2007 als Beispiel für ein regionales Leitprojekt von besonderer Bedeutung auch finanziell mit insgesamt bis zu 86 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt. Ausschlaggebend für diese Entscheidung war, dass die Sanierung und Entwicklung der Wismutregion ein vorrangiges Ziel der Landespolitik ist und die Revitalisierung dieses Gebietes eine Chance für die Entwicklung des Wirtschaftsraumes Ostthüringen darstellt.
Das Land beteiligt sich bei den investiven Kosten mit ca. 76 Millionen Euro und bei den Kosten für die Durchführung mit ca. 10 Millionen Euro. Daneben beteiligen sich die vier Gesellschafter an der Finanzierung.
Bei den Investitionen handelt es sich vor allem um Regionalentwicklungsmittel und Strukturförderhilfen, die aus den bereits vorhandenen Fördermöglichkeiten bereitgestellt werden. Diese Mittel wurden gebündelt und beschleunigt abgerufen und investiert. Die investiven Maßnahmen wären also ohnehin durchgeführt worden, nur eben über einen längeren Zeitraum hinweg.
Die BUGA 2007 versteht sich als Motor für die Stadt- und Regionalentwicklung im Sinne einer auf das Zieljahr 2007 ausgerichteten Bündelung von Investitionen. Der Region eröffnen sich somit neue Perspektiven und Möglichkeiten, die ohne die Gartenschau in diesem Ausmaß und der Kürze der Zeit nicht entstanden wären. Mit dem Konzept der parallelen Innenstadt- und Landschaftssanierung wird beispielhaft die gelungene Bewältigung zentraler Herausforderungen im Strukturwandel der jungen Bundesländer dokumentiert.
Gera steht dabei als typische Stadt mit traditionsreicher Vergangenheit und alter Gebäudesubstanz, für einen urbanen Umbauprozess infolge wirtschaftlicher und demographischer Herausforderungen. Die BUGA gibt diesem Prozess entscheidende Impulse. Im Vordergrund steht dabei die Umgestaltung des Hofwiesenparks in einen modernen Volkspark für Sport, Spiel und Erholung. Das Gelände wird sich zur BUGA als Attraktion für Blumen- und Parkliebhaber präsentieren.
Auf der anderen Seite steht mit dem Gelände um Ronneburg die Herausforderung der Bergbaufolgelandschaft als zentrales Thema. Die Umgestaltung dieses Landschaftsraumes war der Grund, warum die Bundesgartenschau in diese Region vergeben wurde. Die Sanierung der ehemaligen Wismut-Areale ist ein gigantisches Sanierungs- und Umweltschutzprojekt und gehört mit veranschlagten 6,7 Mrd. € zu den größten Vorhaben seiner Art in der Welt. Es ist beispielhaft und einzigartig insbesondere auch hinsichtlich des ingenieurtechnischen Know-how und Vorbild für ähnliche Projekte weit über Deutschland hinaus. Mit der BUGA 2007 wird erstmalig mit erheblichem finanziellem Aufwand ein Ort des Uranbergbaus neu gestaltet und in einen Landschaftspark umgewandelt. Hier wurden in den vergangenen 16 Jahren im Wortsinn „Berge versetzt".
Die erfolgreiche Suche nach Uran in der Nachkriegszeit in Sachsen und Thüringen veranlasste die sowjetische Besatzungsmacht zur Gründung der sowjetischen Aktiengesellschaft Wismut. Ziel war die Ausbeutung der Uranlagerstätten für das russische Atomprogramm während des Kalten Krieges. Die Bezeichnung „Wismut" war ein Deckname für die Urangewinnung für die russischen Interkontinentalraketen SS 20 und SS 21.
Ab 1954 führte die Gesellschaft den Uranerzbergbau mit Beteiligung der DDR fort und galt bis zur Wiedervereinigung als drittgrößter Uranproduzent der Welt. Bis zu 120.000 Mitarbeiter waren dort beschäftigt Rund 231.000 Tonnen Uran holte man aus der Erde. Über 40 Jahre dauerte der rücksichtslose Bergbau und hinterließ radioaktiv kontaminierte Altlasten in dicht besiedelten Regionen. Ende 1990 erfolgte die Einstellung der Uranerzproduktion.
Mit der deutschen Einheit übernahm die Bundesregierung die Verantwortung für den sowjetisch-deutschen Uranerzbergbau. Zurückgeblieben waren: 1.500 km offene Grubenbaue, 311 Mio. m3 Haldenmaterial und 160 Mio. m3 radioaktive Schlämme. 1991 wurde das sog. Wismut-Gesetz auf den Weg gebracht. Seine Aufgabe bestand darin, die geschundenen und missbrauchten Gebiete zu sanieren und wieder nutzbar zu machen..
Bis Ende 2005 stellte die Bundesregierung allein 2,44 Mrd. € für die Sanierung des in Thüringen gelegenen Areals der ehemaligen Wismut bereit. Ein Großteil dieser Mittel ist in die Beseitigung der Folgen der Bergbautätigkeit in und um den Tagebau Lichtenberg geflossen. So werden aus ehemaligen Bergbaugebieten wieder ökologisch intakte Regionen mit positiven Zukunftsperspektiven. Die Menschen erhalten ihre alte Heimat wieder zurück.
Die Bundesgartenschau Gera und Ronneburg 2007 markiert den vorläufigen Höhepunkt des Wandlungsprozesses, der voraussichtlich im Jahr 2010 abgeschlossen sein wird.
Die Mühen haben sich gelohnt. Heute können wir eine signifikante Verbesserung der Umweltsituation in der Ostthüringer Wismut-Region feststellen. Wenn sich die Tore der Bundesgartenschau im April 2007 öffnen werden, können sich die Besucher der Bundesgartenschau in der „Neuen Landschaft Ronneburg" genauso wohl und sicher fühlen wie in anderen Freizeit- und Erholungsgebieten Deutschlands. Niemand muss befürchten zu Schaden zu kommen. Erst jüngst hat das Öko-Institut dies in einer „Bewertung der Strahlenexposition in der BUGA Kernzone-Neue Landschaft Ronneburg" festgestellt.
Das BUGA-Areal in Ronneburg setzt die Akzente stark auf den landschaftsarchitektonischen Bereich in einer strengen geometrischen Formgebung. Damit wird ein eindrucksvolles, räumliches Erlebnis für die Besucher geschaffen, welches die Dimension der Überwindung der Bergbaufolgeschäden verdeutlicht und auch als Ort der Erinnerung für den Uranbergbau in seinen verschiedenen Entwicklungsepochen über die BUGA hinaus Bestand hat.
Die BUGA 2007 wird einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der weichen Standortfaktoren leisten. Ein gutes Wohnumfeld und hoher Erholungswert werden für Investoren zunehmend wichtiger. Sie bedeuten einen „Mehrwert" für Stadt und Landschaft, machen eine Region attraktiver und können somit auch neue wirtschaftliche Impulse auslösen.
Die BUGA bietet eine zentrale Chance, insbesondere unter touristischen Aspekten für die Attraktionen in Thüringen zu werben und damit Impulse für die Stärkung der Tourismusbranche im Freistaat auszulösen. Die zentrale Lage Geras in Deutschland ermöglicht den Brückenschlag von Gera nach Thüringen gemäß dem BUGA-Motto „ZeitRaum für Begegnungen - natürlich in Thüringen". Durch entsprechende Leistungspakete kann beispielsweise eine Verknüpfung zwischen Eisenach (Landesausstellung Hl. Elisabeth), Weimar und der BUGA erfolgen.
Ich wünsche mir, dass Sie bei der morgigen Besichtigungstour etwas von diesen Veränderungen erfahren und mit guten Eindrücken aus Thüringen zurückkehren.
Kontakt: Karin Trommer-Huckauf Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz & Umwelt Pressesprecherin Tel.: 0361 / 37 99 930 Fax.: 0361 / 37 99 939 pressestelle@TMLNU.Thueringen.de |